Infos zum Reimport aus Dänemark
Ein sehr spezieller Markt für Neuwagen
In den meisten europäischen Ländern, insbesondere aber in Dänemark und Skandinavien mit seinen hohen Zulassungssteuern, zwingen die preisgünstigeren Modelle der dort marktführenden japanischen, koreanischen, aber auch französischen Hersteller ihre deutschen Konkurrenten zu erheblichen Preiszugeständnissen bei Neuwagen. Natürlich zeigt z.B. auch der VW-Konzern mit den angeschlossenen Marken Volkswagen, Seat, Audi und Skoda in allen 153 VW-Ländern dieser Erde wie auch in Dänemark Präsenz, und platziert seine Neuwagen dort teilweise deutlich preiswerter im Markt als hierzulande. Traditionell starke Mitbewerber fordern zu Kompromissen heraus, denen sich der VW-Konzern in seiner Heimat nicht zu stellen braucht. Daraus resultiert neben einem erheblich günstigeren Einkaufspreis auch eine oftmals deutlich bessere Serienausstattung im vergleich zum deutschen Markt.
Der Werksabgabepreis bildet in Dänemark zuzüglich zu 25 % Mehrwertsteuer die Grundlage für die dort geltende Zulassungssteuer, die progressiv bis zu 150 % beträgt. Damit ist der Staat an jedem Neuwagenverkauf mit bis zu einem Drittel der Neuwagenkosten beteiligt. Je niedriger der Werksabgabepreis, desto geringer ist daher der entsprechende Steueranteil und damit der Kaufpreis für den dänischen Verbraucher. Für einen Hersteller ergibt sich aus einem niedrigen Nettopreis naturgemäß eine größere Nachfrage und somit eine bessere Platzierung innerhalb des Marktes. Vielfach geht es den Herstellern in diesen speziellen Absatzmärkten nicht (nur) um Gewinne, sondern auch um die Präsenz der Marke und die Platzierung seiner Produkte.
Dänemark ist das Eldorado für Käufer von EU-Neufahrzeugen
Europäische Käufer zahlen in Dänemark auf Neuwagen keine Steuern, sondern können im Rahmen des innergemeinschaftlichen Erwerbs Fahrzeuge netto einkaufen. So können dort bei fabrikneuen Golf und Caddy ca. 5000,- € bis 10.000,- €, bei fabrikneuen Touran ca. 6000,- € bis 12.000,- € und bei fabrikneuen Passat und Passat Variant ca. 8000,- € bis 15.000,- € gespart werden. Und das bei in der Serie überwiegend besser ausgestatteten Fahrzeugen. In diesen Vergleichen ist die deutsche Mehrwertsteuer bereits berücksichtigt.
Quotenregelung für Neufahrzeuge
Die Medienberichterstattung über preisgünstige Reimporte aus Dänemark verstärkt die Nachfrage von ca. 300 Mio. Europäern (Deutsche, Österreicher, Schweizer, Franzosen, Schweden, Norweger usw.) nach Autos aus Dänemark. Dieses Land hat im Vergleich nur etwas mehr als 5 Millionen Einwohner, somit kann der kleine dänische Automarkt die Nachfrage naturgemäß auch nur zu einem sehr geringen Teil bedienen.
Viele dänische Händler würden gerne einen größeren Teil Ihrer Neufahrzeuge auch an nicht-dänische Kundschaft verkaufen, anderseits gibt es gerade bei den beliebten Modellen Lieferengpässe, weil viele Automobilhersteller aus verständlichen Gründen kein Interesse haben, dem dänischen Markt mehr Kapazitäten zur Verfügung zu stellen als von der dortigen Kundschaft abgenommen wird. Es bleibt dem einzelnen Händler also wenig Exportspielraum, wenn er nicht den Verlust seiner Stammkundschaft und damit seine Existenz aufs Spiel setzen möchte.
Extrem niedrige Handelsspannen im Neuwagen-Vertrieb
Bei fabrikneuen Fahrzeugen beträgt die Verdienstspanne eines dänischen VW- oder Skoda-Vertragshändlers gerade einmal 9 % vom ohnehin niedrigen Nettopreis. So werden beim Verkauf eines durchschnittlichen VW Golf nur ca. 950,- € brutto erzielt. Nach Abzug von Betriebskosten und Steuern verbleiben dem Händler weniger als 400,- € netto. Diese geringen Margen tragen neben günstigen Werksabgabepreisen bestimmter Modelle zu den teilweise extrem niedrigen dänischen Nettopreisen bei, die als Grundlage für die Mehrwertsteuer von 25 % und darüber hinaus zur Berechnung der Zulassungssteuern von 150 % herangezogen werden. Dadurch verteuert sich zwar der Endkundenpreis eines Neuwagens um das Zwei- bis Dreifache des europäischen Durchschnittspreises, doch einige Hersteller kompensieren dieses über Subventionsmaßnahmen wie besonderen Zusatzausstattungen, Sonderpreise für bestimmte Kundengruppen oder Flatratepreisen in Verbindung mit günstigen Leasingkonditionen. So ist der After-Sales-Markt eine relevante Größe für die dort ansässigen Marken-Händler geworden.
Das meistverkaufte VW-Fahrzeug in Dänemark war lange Zeit der VW UP
Ein Kampfpreis, besondere Verkaufsförderungsmaßnahmen durch Sondermodelle und nicht zuletzt die Reduzierung der Standard-Händlermarge auf ca. 200,- € haben ermöglicht, dass der VW UP lange Zeit das meistverkaufte VW-Fahrzeug in Dänemark war. Kaum ein UP fand den Weg aus Dänemark heraus. Wenn Verkäufe an einheimische Kunden durch entsprechende Zulassungsdokumente nachgewiesen werden, zahlen Hersteller zusätzliche Boni und Prämien aus. Zu weiteren wesentlichen Einnahmequellen der Händler, an denen überwiegend Kunden aus der Region beteiligt sind, zählen das After-Sales-Geschäft, Service und Werkstattleistungen sowie der Gebrauchtwagenhandel. Aufgrund weiterer Subventionen und zunehmender Beliebtheit auch größerer Fahrzeuge konnten der VW Golf und VW Polo im Jahr 2018 die Verkaufszahlen erheblich steigern. Mittlerweile liegt der Polo mit in 2019 knapp über 6.000 Neuzulassungen in Dänemark auf dem ersten Platz der Volkswagen-Statistik. Das meistzugelassene Fahrzeug in 2019 aus der Skoda-Familie war der Skoda Octavia, was mit dem im Vergleich guten Preis-Leistungverhältnis für den dänischen Endverbraucher zusammenhängt.
Zuteilung der Produktionsplätze für Neuwagen
Eine „Quotenregelung" wenden insbesondere die Hersteller an, denen die niedrigeren Nettopreise zu schaffen machen. Ein dänischer Volkswagenhändler, der nach Erreichen seiner Quote weitere Neuwagen nur noch für die einheimische Kundschaft „zugeteilt" bekommt, wird sich dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg und den Interessen seines Herstellers nicht in den Weg stellen. Gleiches gilt für dänische Skoda-Markenvertragspartner.
Das EU-Recht verlangt von den Automobilherstellern, nationale Märkte für alle EU-Bürger offen zu halten. Eine Verknappung von Neuwagenbeständen jedoch ist ein wirksames Instrument um spezielle Märkte eigenen Interessen unterzuordnen, sodass die interne Konzernpolitik einiger Hersteller zu einer Verknappung von Produktionsplätzen für das jeweilige Land führen kann.